Eine Expedition vergleichbar mit dem Denali (Mount McKinley) sollte es sein, so die Anforderungen die Hans an uns stellte. Ein Ziel war gleich gefunden. Der mit 5.959m zweithöchste Berg des Nordamerikanischen Kontinents sollte es sein. Vergleichbar mit dem Denali? Ja und doch wieder auch überhaupt nicht.
Der Mt. Logan, höchster Berg von Kanada, ist im Vergleich zum Denali noch ernster, noch wilder, noch mächtiger als sein amerikanisches Pendant, die Gegend ist noch beeindruckender und es ist dort nur ein Bruchteil an Bergsteigern unterwegs. An einem guten Tag stehen oft 3-mal so viele Menschen am Gipfel des Denali wie den Mt. Logan in der ganzen Saison versuchen!
Die Tatsache, dass wir den Mt. Logan in einer exklusiven, sehr kleinen Expedition (1 Gast / 1 Bergführer) angehen wollten, machte eine intensive und umfassende Vorbereitung notwendig. Wir konnten an diesem Berg nicht damit rechnen, dass andere Bergsteiger in unserer Nähe sein werden, die uns notfalls helfen können. Alleine für die Spaltenbergungen investierten wir 4 Tage um Hans bei diesem Thema auf Vordermann zu bringen. Auch beim Thema Ausrüstung wollten wir nichts dem Zufall überlassen und so hatten wir bei unserem Flug von München über Vancouver nach Whitehorse sogar unsere extra für diesen Trip modifizierten, und bei einer Durchquerung der Kitzbüheler Alpen getesteten, Schlitten im Gepäck.
Die Anreise und letzte Vorbereitungen
Mittwoch, 10. Mai 2017: Ca. 150 kg Gepäck treten mit Hans und mir die Reise von München über Vancouver in die Hauptstadt der Yukon Territories, nach Whitehorse, an.
Donnerstag, 11. Mai 2017: Nach einem herzhaften Kanadischen Frühstück, bestehend aus einem Steak, Eiern, Kartoffeln und Toast beginnen wir unsere Shopping-Tour. Wir benötigen noch Brennstoff für unsere Kocher und Lebensmittel. Da wir einen Großteil unserer Verpflegung für knapp 3 Wochen schon in gefriergetrockneter Form von zu Hause mitgenommen haben sind die Einkäufe rasch erledigt und wir können noch ein wenig durch die Stadt spazieren ehe uns Gordon der Manager der Mount Logan Lodge abholt. Die Lodge liegt etwas außerhalb von Haines Junction, dem mit gut 1.000 Einwohnern nach Whitehorse größten Ort der Yukon Territories. Kaum zu glauben, dass hier auf einer Fläche, die größer als Deutschland ist, nur ca. 37.000 Einwohner leben. In der Lodge packen wir noch alles fertig für den am nächsten Tag geplanten Flug ins Basislager.
Freitag, 12. Mai 2017: Das Wetter ist trüb und regnerisch. Meine Vermutung bestätigt sich nach einem Telefonat mit Icefield Discovery deren Flugfeld am Kluane Lake, ca. eine halbe Stunde von der Lodge entfernt liegt. Auch dort ist das Wetter nicht besser. Heute ist kein Flug möglich.
Es geht los
Samstag, 13. Mai 2017: Als ich in der Früh munter werde und aus dem Fenster blicke, stelle ich mich schon auf einen weiteren Wartetag ein. Eine tiefe Wolkendecke und strömender Regen schauen nicht sehr vielversprechend aus. Als wir es uns gerade am Frühstückstisch gemütlich machen wollen und nachdenken, was wir heute machen können, klingelt das Telefon. Tom, der Pilot ist dran und fragt, ob wir um 9:00 Uhr am Airstrip sein können. Aber natürlich!
Am Kluane Lake, dem größten See der Yukon Territories, sieht es nicht viel besser aus, allerdings sind ein paar Wolkenlücken auszumachen. Auf dem Iscefield und um den Mt. Logan soll das Wetter aber gut sein. Ein kurzer Gewichts-Check und ein noch kürzeres Safety-Briefing folgen und scho sitzen wir in der vollbepackten Maschine und heben ab zu einem neuen Abenteuer.
Wir überfliegen den Kluane Lake und den Alaska Highway, der hier die Nationalparkgrenze darstellt und folgen dem Kaskawulsh River bis zum gleichnamigen Gletscher. Nach jeder kurve wird es kurz spannend, ob uns nicht Wolken den Weiterflug versperren. Es wird aber zunehmend schöner und schon am Rande des mächtigen Eisfeldes scheint die Sonne vom fast wolkenlosen Himmel.
Der gut einstündige Flug (ca. 170km) ist wirklich beeindruckend und die Dimensionen sind nur sehr schwer einzuschätzen. Immerhin fliegen wir gerade nördlich vorbei am größten Bergmassiv der Welt, dem Mt. Logan, auf die weltweit größte zusammenhängende Eisfläche außerhalb der Polregionen und Grönland!
Wir drehen jetzt nach Süden, überfliegen ein paar niedrigere Gebirgsketten und setzen zur Landung auf dem ……gletscher an. Schnell wird die Maschine entladen und wir verabschieden uns von Tom welcher nach dem Start eine Schleife zieht und knapp über unseren Köpfen hinwegbraust um nach ein paar Minuten hinter den Bergen zu verschwinden. Es wird ruhig hier am Gletscher…
Wir sind komplett alleine, nur Hans und ich, ein tolles Gefühl. Nachdem wir die unglaubliche Stille noch etwas genossen haben, beginnen wir unser Basislager auf ca. 2.800 Meter einzurichten. Das Zelt wird aufgestellt und ein Notfalldepot vergraben. Tom, der Pilot bringt nach gut 2 stunden noch den ersten Teil einer französischen 3-Mann Expedition, das wars dann aber auch schon. Heute sind keine weiteren Flüge mehr möglich. Zu schlecht ist das Wetter am Kluane Lake. Da haben wir ja großes Glück gehabt.
Sonntag, 14. Mai 2017: Heute verlassen wir auch schon wieder unser Basecamp. Da die erste Etappe ins C1 nicht sehr steil ist beschließen wir unser gesamtes Gepäck auf einmal mitzunehmen. Wir verteilen die ca. 65 kg (pro Person) auf die Rucksäcke und unsere Schlitten und machen uns auf ins auf 3.280 Meter hoch gelegene Lager 1.
Montag, 15. Mai 2017: In dieser Nacht konnten wir einen ersten Vorgeschmack auf die Temperaturen am Mt. Logan bekommen. In der Früh hatten wir -15°C im Zelt. Da wartet man dann gerne bis die Sonne die Luft etwas erwärmt hat, es ist ja auch nicht notwendig extrem früh zu starten, die Tage sind ja lang. Zur besseren Akklimatisation und da sich am gestrigen Tag mit dem kompletten Gepäck auch die kleinen Steigungen schon ordentlich bemerkbar gemacht haben, tragen wir heute einen Teil unserer Verpflegung, Brennstoff und Material für die höheren Lager ins C2 am so genannten King Col. Nach dem wir hier ein Depot angelegt haben fahren wir wieder ins Lager 1 ab, wo wir eine weitere Nacht verbringen.
Dienstag, 16. Mai 2017: Mit der Sonne um 9:30 Uhr stellt sich auch bei uns wieder Leben ein. Wir frühstücken und brechen dann unser Lager ab. Die Rucksäcke werden schwer beladen, so können wir die Pulkas relativ leicht halten. Wir sind aber trotzdem froh, als wir unser Lager 2 auf ca. 4.080m erreicht haben und unser „Gespann“ ablegen können. Froh sind wir auch, dass wir den Lagerplatz schon am Vortag ausgeschaufelt haben, so müssen wir nur noch das Zelt aufbauen, Schnee schmelzen und kochen und dann können wir uns schon in unsere warmen Schlafsäcke verkriechen.
Mittwoch, 17. Mai 2017: In der Nacht habe ich nicht wirklich gut geschlafen und in der Früh habe ich leichtes Kopfweh. Wir halten aber an unserem Plan fest heute Material ins nächste Lager zu tragen, für den darauffolgenden Tag planen wir aber schon fix einen Ruhetag ein. Gleich zu Beginn führt der Anstieg durch einen steilen Gletscherbruch, wo wir die Ski auf den Rucksack geben müssen. Danach wird das Gelände aber wieder gemütlicher, wir gehen jedoch langsam mit unseren schweren Rucksäcken und legen mehrere Akklimatisationspausen ein. Knapp unterhalb von Lager 3 legen wir auf ca. 4.800m ein Depot an und fahren zum King Col ab.
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