In insgesamt 17 Trekkingtagen umrundeten wir mit Franz, Marianne und Rupert vom 7.4. bis 23.4. 2013 den achthöchsten Berg der Welt, den 8.163m hohen Manaslu. Es ist schwer in wenigen Worten festzuhalten, was wir auf unserer Reise alles erlebt haben. Die Eindrücke und Ereignisse haben sich überschlagen und wir sind immer wieder dabei das Erlebte anhand der wunderschönen Bilder ein zweites Mal zu erleben. Nach der Trekkingrunde konnten wir in zwei faszinierenden Kulturtagen noch viel Wissenswertes und Interessantes über die Traditionen und Religionen Nepals erfahren.
Kaum in Kathmandu, der nepalesischen Hauptstadt angekommen, ging es bereits am nächsten Tag sieben Stunden mit dem Bus über teils sehr holprige Schotterstraßen nach Arughat Bazar, unserem Ausgangspunkt für die Trekkingrunde. Einen Teil unserer Begleitmannschaft lernten wir im Bus auch bereits kennen, der Rest wurde in Arughat angeheuert. Unser Plan war es in 19-Tagen rund um den Manaslu zu gehen und dabei noch einen 5.000er und einen 6.000er zu besteigen. Zum Schlafen hatten wir Zelte mit dabei und für unser leibliches Wohl sorgte unsere Küchenmannschaft, die besondere kulinarische Spezialitäten für uns zauberte. Nachdem die Länge des Trekkings und auch die Art des Trekkings (Zelttrekking) einiges an Gepäck erforderten, waren neben uns fünf Bergsteigern noch weitere 20 Nepalesen als Träger, Köche und Trekkingguides mit uns unterwegs. Mit unserer super Mannschaft hatten wir sehr viel Spaß während der gesamten Runde.
Los ging es in der subtropischen Zone auf ca. 700 m Höhe. Von hier aus stiegen wir immer höher bis zum 5.100 m hohen Larke La Pass, und dann auf der anderen Seite wieder auf 700 m hinunter. Da wir die unterschiedlichen Höhenstufen alle durchwanderten, veränderten sich täglich die Vegetation, die Bergwelt und natürlich die Landwirtschaft. Es war spannend zu verfolgen, wie sich die landwirtschaftliche Nutzung veränderte. In den niedrigen Höhenlagen können die Nepalesen die Felder bis zu drei Mal im Jahr ernten. Je nach Saison und abhängig von Sonne, Regen und Temperatur gedeihen unterschiedliche Pflanzen. Dabei wechseln sie zwischen Reis, Getreide und Gemüse. Daher können die Felder das ganze Jahr bebaut werden, ohne dass ihnen dadurch die Nährstoffe entzogen werden.
Neben der Landschaft veränderten sich auch die Menschen an sich, allerdings nicht abhängig von der Höhe, sondern von der Entfernung zu Tibet. Unsere Umrundung führte von Süden nach Norden, bis knapp an die Grenze zu Tibet. An unserem nördlichsten Punkt war ein tibetischer Grenzpass nur noch zwei Stunden zu Fuß von unserem Lager entfernt, also wirklich zum Greifen nah. Diese Nähe war auch der Grund, wieso sehr viele Tibeter das nördliche Nepal besiedelten. Je weiter wir daher Richtung Norden kamen, umso mehr wurde das Volk, die Sprache, die Gebäude und die religiösen Denkmäler tibetisch. Der Weg war plötzlich von tibetischen Gebetsfahnen, Manimauern, Gebetsmühlen und Stupas gesäumt und die Menschen grüßten uns nicht mehr mit dem nepalesischen "Namaste!" sondern mit dem tibetischen "Taschi Delek!".
Unser täglicher Ablauf war, außer an den Gipfeltagen, immer recht ähnlich. Um ca. 6:30 weckte uns unsere Küchenmannschaft mit folgenden Worten "Excuse me, tea ready!". Was nichts anderes bedeutete, als dass sie bereits mit einer heißen Schale Schwarztee vor unserem Zelt standen. Dann packten wir unsere Taschen zusammen und in der Zwischenzeit war bereits der Frühstückstisch gedeckt. Gut gestärkt wanderten wir gemütlich los. Entlang von fruchtbaren Reisfeldern, durch kleine Dörfer, vorbei an rauschenden Wasserfällen und über furchterregende Hängebrücken. Dabei begegneten wir immer wieder Einheimischen bei der Arbeit als Tischler, Maurer oder Landwirt. Dazwischen gab es auch kleine Geschäfte, wo das Notwendigste verkauft wurde. Kurz nach 11 kamen wir dann an unsere Mittagsrastplätze, wo unser Küchenteam bereits fleißig beim Kochen war, um uns frische Köstlichkeiten zuzubereiten. Nachmittags war die Wegstrecke dann meist etwas kürzer und so waren wir gegen 15 Uhr beim nächsten Lager und machten es uns gemütlich. Bald wurden dann Tee, Kaffee und Kekse als kleine Stärkung serviert, bevor uns abends um 19 Uhr ein 5-6 gängiges Menü erwartete, das uns jeden Tag zum Staunen brachte. Um 20:30 war dann aber auch schon Bettruhe, denn in Nepal richten sich die Menschen noch streng nach dem Tageslicht. Sogar in Kathmandu, einer Stadt mit 2,5 Millionen Einwohnern, wurden um zehn Uhr abends die Gehsteige hochgeklappt und es war alles komplett finster und menschenleer. Dafür waren die Einheimischen bereits vor 5 Uhr in der Früh wieder auf den Beinen und aufgrund der dünnen Zeltwände wurden dann auch wir bald aus unseren schönsten Träumen geholt.
Kulinarisch verwöhnte uns unsere Mannschaft so sehr, dass wir schon fürchteten trotz der täglichen 6-7 Stunden Fußmarsch zu Hause auf Diät gehen zu müssen. Wir hatten das große Glück, dass unser Trekkingguide Gopal bereits siebenmal im Sommer in Italien auf einer Schutzhütte gearbeitet hatte. Dadurch wurde die nepalesische Küche mit italienischen Leckerbissen aufgepeppt. So kam es auch vor, dass unser Abendmenü aus Suppe, Pizza, Spaghetti, Pommes, Gemüse und einer Nachspeise bestand. Als wir mit der ersten Pizza überrascht wurden, staunten wir nicht schlecht; denn unsere Jungs hatten ja keinen Backofen oder ähnliches zur Verfügung. Wie also machten sie eine Pizza? Bald gingen wir dem Rätsel auf die Spur und fanden das Geheimnis heraus. In einen großen Kochtopf wurden kleine Steine gelegt, darauf kam ein rundes Blech mit der Pizza, wo aber rundum zwischen Topf und Blech noch genügend Luft war, dann der Deckel drauf und auf die Flamme. So schnell hat man einen Heißluft-Backofen auf über 4.000 m. Aber damit nicht genug, auch eine echte italienischen Espresso Maschine war mit im Gepäck. Da staunten die anderen Trekkinggruppen nicht schlecht, als wir bei Pizza und Espresso saßen, während sie seit Tagen in den Lodges Dahl Baht, Reis mit Linsen – das nepalesische Hauptgericht, aßen. Natürlich konnten wir auch viele einheimische Spezialitäten wie Momos, Naan, Dahl Baht, tibetisches Brot, getrocknetes Yakfleisch und viele weitere Köstlichkeiten ausprobieren, die uns unser Koch Bahadur zauberte.
Das gute Essen war natürlich für unser Wohlbefinden sehr vorteilhaft. So füllten wir täglich unsere leeren Batterien wieder auf und waren dann wieder fit für die nächste Etappe. Das gemütliche Wandern und eine gute Akklimatisation waren für uns auch sehr wichtig, damit wir uns gut an die Höhe gewöhnen konnten. Die Höhenanpassung klappte perfekt und so stand die ganze Gruppe am 17. April auf unserem ersten Gipfel, dem Trekkinggipfel Samdo Peak mit 5.060 m. Dabei starteten wir bereits um 4 Uhr in der Früh, denn am Morgen war die Fernsicht immer am besten.
Die frühe Tagwache stellte sich als sehr gute Entscheidung heraus. Nach knapp 1,5 Stunden wurde es hell und kurz darauf konnten wir die Gipfel bereits im ersten Sonnenlicht strahlen sehen. Der restliche Gipfelanstieg war herrlich, denn fast mit jedem Schritt sahen wir mehr von der umliegenden Bergwelt, bis nach Tibet. Natürlich war der Manaslu unser steter Begleiter und obwohl er ja als 8.000er noch mehr als 3.000 Höhenmeter höher war, hatten wir das Gefühl, dass er schon nicht mehr ganz so unerreichbar ausschaute, wie noch kurz davor vom Tal aus. Je höher wir nach oben stiegen, umso dünner wurde die Luft und wir wählten einen langsamen Schritt, um auch tatsächlich bis zum Gipfel zu kommen. Die Freude war dann groß, als wir alle um 8:45 Uhr bei strahlendem Sonnenschein und atemberaubenden Ausblicken auf dem Gipfel des Samdo Peak standen. Nach einer ausgiebige Rast, es waren alle umliegenden Gipfel frei von Wolken und wir konnten das Panorama so richtig genießen, wurde uns der über 1.000 Höhenmeter weite Abstieg durch einige Schneefelder und Schotterrinnen erleichtert und wir waren pünktlich zum Mittagessen zurück in unserem Lager.
Kurz danach war es dann aber auch schon wieder vorbei mit dem guten Wetter. Die Gipfel waren bald in dichte Wolken gehüllt und es begann zu schneien. Das war nicht gerade ungewöhnlich, denn wir hatten bereits die Tage zuvor ein ähnliches Wetter. Morgens war es wunderschön, bis um die Mittagszeit die Wolken aufzogen und es am Nachmittag je nach Höhenlage zu regnen oder zu schneien begann. Daher versuchten wir immer die Morgenstunden bestmöglich zu nutzen und starteten auch zeitig in der Früh, um dann am Nachmittag gemütlich zu rasten. Nun hofften wir, dass auch die nächsten Tage zumindest am Vormittag immer schön wären, denn bald war unsere 6.000er Besteigung geplant. Als wir unser Base Camp am Fuße des Larke North Peak auf 5.100 m aufschlugen, war es noch recht sonnig, doch schon wenige Minuten später startete es auch hier zu schneien. Dieses Mal sogar recht stark und es schneite den ganzen Nachmittag und Abend durch bis weit in die Morgenstunden. Unser Plan war es um 3:30 Uhr aufzubrechen und den 6.026 m hohen Gipfel zu besteigen. Doch leider hatte der Wettergott etwas dagegen. Es hatte viel geschneit und das Wetter schien sich nicht recht zu bessern, daher entschieden wir nicht in dieser Nacht zu starten, sondern auf den nächsten Tag zu warten. In der Früh schaute es leider noch nicht nach einer Wetterbesserung aus und da der Pass noch vor uns lag, wir auf der anderen Seite steil nach unten mussten und einige Träger bereits Probleme mit der Höhe hatten, entschieden wir uns den Gipfelversuch abzubrechen und machten uns auf zum Abstieg. Es stellte sich heraus, dass dies die richtige Entscheidung war, denn auch die nächsten paar Tage war das Wetter trüb und nass und es schneite noch weiter. Leider wurde so nichts aus dem ersten 6.000er von Marianne, Dani und Rupert. Die restliche Reise tröstete aber sehr schnell über das Wetterpech am Gipfeltag hinweg.
So konnten wir die letzten zwei Tage unserer Nepalreise nutzen, um im Kathmandutal mehr über die Traditionen und Religionen in Nepal zu erfahren. Wir besuchten die drei größten Städte Bhaktapur, Patan und Kathmandu und besichtigten dort die interessantesten Sehenswürdigkeiten, wie die Tempel Bodhnath und Swayambhu, die beide als Weltkulturerbe bekannt sind. Dabei konnten wir viel Wissenswertes über Buddhismus und Hinduismus lernen und waren erstaunt, wie reibungslos beide Religionen nebeneinander gelebt werden. Wenn man bedenkt, wie viel „Wirbel“ um den Bau eines Buddhistischen Stupas in einer österreichischen Landeshauptstadt gemacht wird, stimmt einen das sehr nachdenklich.
Unsere Manaslu Umrundung und die Eindrücke, die wir von Nepal mit nach Hause nehmen, werden uns noch sehr lange in unseren Gedanken bleiben. Gerne erinnern wir uns auch an unsere Begleitmannschaft, an Gopal den Trekkingguide und „Italian Chef“, Bahadur den Koch, an unseren „Entertainer“ und Climbing Sherpa Dendi, an die Küchenhelfer und Konditionsmaschinen Bikash und Sugen und die vielen fleißigen Trägerinnen und Träger, ohne die diese wunderbare Trekkingrunde nicht das gewesen wäre, was sie war…einmalig!
Und eines ist klar: Namaste Nepal, wir werden uns bald wieder sehen!