Trekking Rwenzori, Uganda
23. Dec 2010 - 05. Jan 2011
Trekking Rwenzori, Uganda

Reisebericht Rwenzori, Uganda

Nach einem sehr intensiven und arbeitsreichen Herbst, beschlossen Dani und ich unseren Weihnachtsurlaub dieses Jahr wieder in der Ferne zu verbringen. Unser Ziel waren die Rwenzori Mountains in Uganda. Nach oftmaligem Frage-Antwort-Spiel „Was macht man denn in Uganda? – Bergsteigen – Eh klar!“ war es dann am 23.12.2010 soweit. Von München über Kairo flogen wir nach Entebbe in Uganda, wo wir um 5:00 in der Früh ankamen. Am selben Tag hatten wir noch eine Autofahrt von ca. 7 Stunden zu bewältigen, bis wir Kilembe, ein kleines Dorf inmitten einer sehr fruchtbaren Landschaft, unseren Ausgangpunkt für die Trekkingrunde, erreichten.

Um unseren 12-tägigen Aufenthalt in den Bergen zu organisieren, hatten wir am 25. Dezember einen Ruhetag eingeplant. Dies erwies sich als sehr gute Idee, denn dadurch hatten wir die Möglichkeit auch etwas Weihnachten zu feiern, auch wenn es dieses Jahr warme und grüne Weihnachten waren. Aus der nahen Kirche, ein Großteil der Bevölkerung in Uganda sind Christen, hörten wir Gesang und beschlossen, uns dies aus der Nähe anzusehen. Wir wurden dann prompt eingeladen, an der Messe teilzunehmen und die Erwachsenen und besonders auch die Kinder freuten sich über unseren Anblick. Aufgrund der vielen verschiedenen Eingeborenenstämme und der daraus folgenden über 30 unterschiedlichen Sprachen, wurde die gesamte Messe simultan auf Englisch, die offizielle Landessprache, übersetzt. Dies war natürlich sehr angenehm für uns, auch wenn das Englisch teilweise schwer zu verstehen war. 

Die Rwenzori Mountains sind anders als die bekannten ostafrikanischen Gipfel, wie Kilimanjaro (Tansania) und Mt. Kenya (Kenia), nicht vulkanischen Ursprungs, sondern durch Auffaltung entstanden. Das hat zur Folge, dass die Rwenzori Mountains nicht aus einem einzelnen Berggipfel bestehen, sondern aus vielen felsigen Spitzen und tiefen Tälern. Diese Eigenschaft und auch die klimatischen Bedingungen am Berg, es ist eine sehr feuchte, stark bewachsene Gegend, machen das Bergsteigen in den Rwenzori Mountains zu einem besonderen Erlebnis. In einem ständigen Auf und Ab führt der Weg über mehrere Pässe und Hochebenen sowie durch sumpfige Wiesen und Wälder. Am Ende des Tages zeigt dann der Höhenmesser deutlich den Grund für die müden Beine.

In den Rwenzori Mountains befinden sich der größte Gletscher und der dritthöchste Berg Afrikas, der 5.109 Meter hohe Margherita Peak, ein Gipfel des Mount Stanley-Massives. Trotz der Höhe und der Ausdehnung des Bergmassives wurden die Rwenzori Mountains erst Anfang des 20. Jahrhunderts durch die Expedition des Herzogs der Abruzzen tatsächlich erforscht. Diese späte Entdeckung ist noch mehr verwunderlich mit dem Hintergrund, dass bereits Aristoteles die „silbernen Berge“ als die wahrscheinliche Quelle des Nils beschrieb. Erklären lässt sich dies nur dadurch, dass die Berge meistens mit Wolken behangen sind. Es gibt dort ca. 320 Regentage im Jahr und ist es einmal trocken, steigt die feuchte Luft aus dem Tal auf und der Nebel hängt sich an die Berghänge. Dazu kommt noch, dass sich die hohen Gipfel im Inneren des Bergmassives befinden und erst ab einer bestimmten Höhe gesehen werden können. 

Bereits zu Hause hatten wir uns entschieden, das Trekking über den so genannten Kilembe Trail von Süden aus zu machen und nicht über die bis ins Jahr 2009 einzige erschlossene Route, den Central Circuit. Die Kilembe Route wurde mit Hilfe von ehemaligen Wilderern, die früher in den Bergen Duikers (eine kleine Antilopenart), und Rockhyrax, (optisch ähnlich unseren Murmeltieren, allerdings die nahesten Verwandten der Elefanten) jagten, erschlossen. Diese ehemaligen Wilderer kennen die Berge in und auswendig und wissen die besten Lagerplätze und Pfade. Sie werden jetzt als Träger beschäftigt und können dadurch von der Wilderei abgehalten werden. 

Am 26. Dezember war es dann endlich soweit. In der Früh starteten wir gemeinsam mit unserer Begleitmannschaft, die aus acht Trägern und zwei Guides/Köchen bestand, von Kilembe in die Rwenzori Mountains. Je ein Träger trug einen Teil unserer Ausrüstung, die anderen sechs Träger hatten Verpflegung, Kohle, Geschirr,… in ihren Packsäcken verstaut, die sie nicht wie einen Rucksack über die Schultern, sondern mit Hilfe eines dicken Bandes über die Stirn trugen. Unser erster Tagesmarsch führte uns von ca. 1.450 Meter auf 3.170 Meter zum Samalira Camp. Erst durchquerten wir landwirtschaftlich genutztes Gebiet, die Hügel vor der Nationalparkgrenze werden von kleinen Bauern mit Früchten und Gemüse bebaut, hier wachsen Bananen, Kaffee, Mais, Bohnen, Avocados, Mangos und noch vieles mehr. Im Nationalpark der Rwenzori Mountains änderte sich die Pflanzenwelt schlagartig und wir kamen in einen dicht bewachsenen Regenwald mit Lianen, knall roten Blüten auf hohen Bäumen und ein Gewirr verschiedenster Sträucher. In einer kleinen Hütte, dem Nationalparkbüro, mussten wir uns registrieren und dann ging es auch schon weiter. Einen gut ausgehackten Weg entlang über Brücken und Bäche stiegen wir rasch höher und gelangten in die sogenannte Bambuszone und von dort weiter in die Heatherzone, wo sich auch unser erstes Lager befand. Die Heatherzone zeichnet sich durch die Heatherbäume aus, deren Wurzeln mit Moos bedeckt und die weit ausragenden Äste mit langen Flechten, den so genannten „Old man’s beard“, verziert sind. Im Lager genossen wir die Sonne und danach ein sehr schmackhaftes und ausgiebiges Abendessen. Die Lagerplätze bestehen aus fixen Zelten zum Schlafen und Tischen und Bänken für’s Essen und Karten spielen.

Am nächsten Tag weckte uns ein beeindruckender Sonnenaufgang mit Ausblicken bis tief unten ins Tal. Nachdem wir einen schönen Heatherwald durchwandert hatten kamen wir zu einer Ebene mit hunderten Lobelien, wo wir die unterschiedlichen Arten kennenlernten. Hier machten wir auch erste Erfahrungen mit den sumpfigeren Gegenden der Rwenzori Mountains. Dani kam hier in den Genuss in Gummistiefeln zu wandern. Ich testete hier mein bereits zu Hause überlegtes System, Bergschuhe mit integrierter Gamasche plus einer zusätzlichen Gamasche, und hatte so das stabilere Schuhwerk und die ganze Zeit trockene Füße. Das Kiharo Lager auf 3588 Metern Höhe erreichten wir zum Nachmittagstee und waren von der Lage unter einem großen Felsvorsprung begeistert. Hier war es um’s Zelt trocken und wir sahen einem angenehmen Nachtlager im „rockshelter“ entgegen.

Unsere Tage starteten meist kurz nach Tagesanbruch mit einem hervorragenden Frühstück, das aus Eiern in den unterschiedlichsten Formen bestand, ob als Spiegelei, Rührei, Omlette oder süßen Palatschinken und dazu gab es einen etwas gewöhnungsbedürftigen Getreidebrei. Manchmal überraschten uns die Guides, die auch fürs Kochen zuständig waren mit einem richtigen English Breakfast mit Sausages, Backed Beans, Onion Rings und Kartoffelscheiben. Danach waren wir für den Tagesmarsch voller Energie und so schafften wir es am dritten Trekkingtag das erste mal über die 4.000 Meter Marke. Wir wanderten durch eine atemberaubende Landschaft mit Lobelien und Everlasting Flowers, mit gelben Blüten, und erreichten am Okuleba Pass 4.200 Meter, bevor wir zu unserem nächsten Lager, dem Kopello Camp (4030m), am gleichnamigen See gelangten.. Vom Lager aus war auch der Bugata Lake zu sehen. Den Romantikeren unter uns, die sich nun bei diesem Lager ein idyllisches Lager am See vorstellen, muss ich dieses Bild gleich wieder zerstören, denn der Ausblick vom Zelt glich eher einem Ausblick vom Stall eines Bauernhauses in Richtung Misthaufen, nur der Geruch war deutlich besser. Die Tatsache, dass es nun noch zu regnen begann und dadurch der Matsch vor dem Zelt noch tiefer wurde und wir in diesem Lager zwei Nächte geplant hatten, ließ die Stimmung schlagartig gegen Null fallen. Ein Glück, dass wir etwas später Gesellschaft von einer Norwegisch-Deutschen Gruppe bekamen. Sie hatten bereits den Gipfel des Margherita Peak bei schönstem Wetter bestiegen und ihre Bilder zeigten uns, was uns weiter oben erwarten würde.

In dieser Nacht zeigte Dani leicht Anzeichen einer Höhenkrankheit und wir entschieden, dass ich alleine auf den am nächsten Tag geplanten Weismann Peak steigen werde und sie den Tag gemütlich mit einigen Tassen Tee und einem guten Buch im Lager verbringen sollte. Einer unserer Träger, Agawe, begleitete mich auf den 4.626 Meter hohen Gipfel, den wir leider nicht sahen und auch keine Aussicht hatten, denn das Wetter gestaltete sich heute ganz typisch für die Region: Regen, Nebel und keine Sicht. So standen wir im kompletten weiß in weiß am ersten Gipfel. Nachdem es Dani am Nachmittag bereits wieder besser ging und ihr auch das Essen, wir bekamen an diesem Tag Faschiertes und selbstgemachte Pommes, sehr gut geschmeckt hat, wussten wir, dass die Höhe am nächsten Tag kein Problem mehr sein sollte. Das Essen war übrigens jeden Tag ausgezeichnet und die Portionen sehr ausgiebig, so dass ich nur ein einziges Mal aufessen konnte und ich bin bestimmt kein schlechter Esser.

Am 30. Dezember gingen wir sehr langsam aber stetig weiter bergauf bis auf den Bamwanjara Pass auf 4.450 Meter Höhe, dort machten wir eine ausgiebige Rast, um uns etwas an die Höhe zu gewöhnen. Der dichte Nebel am Pass verwehrte uns die Sicht auf die umliegenden Gipfel, doch schon bald wurde es etwas klarer und wir konnten unter uns die zwei Kachope Lakes erkennen. Unser Weg führte zuerst steil und sehr matschig hinab und dannin einem ständigen Auf und Ab direkt am oberen See vorbei, von wo aus wir gute Ausblicke in den Kongo hatten, die Grenze war hier nur wenige Meter entfernt. Am Lager vier, wir waren nun wieder auf 3.860 Meter abgestiegen, lichtete sich plötzlich der Nebel komplett und die umliegenden Berge wie der Mount Baker, unser morgiger Gipfel, zeigten sich. Das erste Mal seit dem Start unserer Trekkingtour vor fünf Tagen konnten wir einen der hohen Gipfel der Rwenzori Mountains sehen und wir waren absolut begeistert. Steile felsige Wände ragten mehr als 1.000 Meter über uns empor und auch die ersten Gletscher kamen zum Vorschein, ca. 30km vom Äquator entfernt.

Am nächsten Morgen starteten wir um 5:00 Uhr bei sternenklarer Nacht und nach ca. 1,5 Stunden, zeitgleich mit dem ersten Tageslicht, erreichten wir den Freshfield Pass auf 4.282 Metern. Von dort stiegen wir parallel zum eigentlichen Gratverlauf der „South Ridge“ über mit Flechten bewachsenes Granitgestein in leichter Kletterei höher. Dank des guten Wetters waren die Felsen trocken und wir kamen recht zügig voran, bei Regen oder Schnee verwandelt sich dieser An- oder Abstieg vermutlich zu einem sehr gefährlichen und rutschigen Unterfangen. Es war beruhigend die Steigeisen in unseren Rucksäcken zu wissen. Über dem Horizont zogen bereits die ersten Wolken auf, doch davor konnten wir beim Aufstieg noch den Alexander und den Margherita Peak mit dem Stanley Gletscher sehen, die höchsten der Rwenzori Gipfel mit über 5.000 Metern. Nach fünf Stunden und über 1.000 Höhenmeter erreichten wir den 4.843 Meter hohen Gipfel des Mount Baker. Vom Gipfel konnten wir noch kurz den Grat Richtung Mount Semper sehen, den mit 4.794 Metern etwas niedrigeren Nachbarn unseres Berges. Danach war es mit der Sicht schon wieder vorbei und wir genossen die Gipfeljause im Nebel. Beim Abstieg beobachteten wir am Freshfield Pass, wo wir von den Bergschuhen wieder auf Gummistiefel wechselten, noch zahlreiche blau grün schimmernde Vögel, die hier die blühenden Lobelien bevölkerten, die so genannten Scarlet-tufted-Malachite Sunbirds.

Nachdem den Jahreswechsel wunderbar verschlafen hatten, legte am ersten Tag des neuen Jahres das schöne Wetter wieder eine Pause. Es regnete die ganze Nacht und fast den ganzen Tag über. Die Natur und die Stimmung waren heute besonders beeindruckend. Die Wege verwandelten sich in kleine Bäche und in den Sümpfen mussten wir uns sehr in Acht nehmen, um auf etwas Stabiles zu treten und nicht im tiefen Schlamm zu versinken. Doch auch dieses Spektakel hatte etwas ganz besonderes. Der Regen gehört einfach zu den Rwenzori Mountains dazu und so gehört auch ein richtiger Regentag zu dem richtigen Rwenzori Erlebnis. Wir hatten allerdings Glück, dass uns das schlechte Wetter nicht an den Gipfeltagen erwischte, sondern nur auf einer Zwischenetappe und noch dazu auf der Kürzesten. Schon bald stießen wir auf den Central Circuit, dem wir bis zum nächsten Lager folgten, wir kamen vorbei an einer Hütte dieser Trekkingrunde, der Kitandara Hut am gleichnamigen See. Von dort stiegen wir zum Scott Eliot Pass und dann weiter zum Lager 5 auf 4.460 Meter auf, wo wir das erste Mal unser eigenes Zelt zum Übernachten aufbauten. Das hatte neben der Zweisamkeit, die auf dieser Höhe und nach sieben Tagen am Berg nicht ausschlaggebend war, den Vorteil, dass wir trotz der in der Höhe doch kalten Nächte, ein angenehm warmes Nachtlager hatten.

Am 2. Jänner um 4:30 starteten wir in Richtung Gipfel. Nach kurzer Zeit kamen wir an der Elena Hut vorbei, wo sich bereits eine Gruppe eines deutschen Veranstalters fertig machte, danach ging es über Blockgelände und leichte Kletterei bis zum Gletscher, wo wir uns anseilten und noch im Dunkeln das recht flache, vergletscherte Stanley Plateau überquerten. Das Wetter war trocken, doch es waren keine Sterne zu sehen. Kurz vor einer kurzen Abseilstelle, die im unteren Bereich mit Leitern für den Rückweg ausgestattet war, wurde es hell, doch befanden wir uns Mitten imdichten Nebel. Der weitere Weg führte über den Margherita Gletscher, der sehr steil bis an den letzten Gipfelaufschwung heranführt. In langsamen Schritten und mit einigen Pausen ließen wir auch diesen Gletscher hinter uns und querten noch unter furchteinflößenden Rieseneiszapfen vorbei zum Übergang in den Fels des Gipfelaufbaus. Bereits die letzten Meter zum Depot wurde die Nebelschicht dünner und ließ schönes Wetter über dem Nebel erahnen. Plötzlich kam die Sonne durch und ermöglichte uns gewaltige Ausblicke auf die Gipfel der Rwenzori Mountains. Das letzte Stück zum Gipfel führte in leichter Kletterei hinauf auf 5.109. Um 9:10 standen wir dann bei strahlendem Sonnenschein und super Aussicht am höchsten Punkt. Der Margherita Peak liegt direkt auf der Grenze zwischen Uganda und dem Kongo und somit konnten wir auch ein paar Schritte in den Kongo machen. Ich querte dann noch über den Grat mit Benard, einem unserer Guides, zum 5.086 Meter hohen Mount Albert, den Nachbargipfel und höchsten Gipfel des Kongo, während Dani ihren ersten 5-Tausender Gipfel im Sonnenschein ausgiebig genoss. Rechtzeitig zum Abstieg (ca. 2 Stunden später) zog der Nebel wieder über die Gipfel, doch konnten wir dank einzelner Wolkenfenster vom Stanley Plateau aus nochmals unsere Gipfel bewundern. Müde aber sehr glücklich erreichten wir unser Lager, wo unsere Begleitmannschaft bereits mit Tee und Keksen auf uns wartete.

Unser Wetterglück hielt auch die nächsten Tage an und wir hatten bis zum Fuße der Rwenzori Mountains Sonnenschein, mit Ausnahme von einzelnen Regenschauern am Abend oder in der Nacht. Nachdem wir unser Lager 5 abgebrochen hatten und wieder im Lager 4 angekommen waren, bekamen wir warmes Wasser in einer kleinen Plastikwanne. Dies war hier besonders angenehm, da wir Sonnenschein, keinen Wind und gefühlte 20 Grad auf 4.000 Metern hatten. Nach dem „Bad“ fühlten wir uns fast wie neu geboren.

Am 4.1. erwartete uns dann ein langer, anstrengender Marsch zurück über den Bamwanjara Pass (4.450 Meter) bis zum Mutinda Rockshelter, unserem letzten Lagerplatz. Wir wollten nicht noch eine Nacht im Kopello Camp, dem Lagerplatz mit Misthaufenblick, verbringen und beschlossen daher zwei Etappen zusammenzuhängen und zum nächsten Lager weiterzugehen. Nachdem die Strecke ab dem Pass laut unserenFührern immer bergab ging, sollte dies auch machbar sein. Allerdings machten wir wieder einmal die Erfahrung, dass bergab in den Rwenzori Mountains nicht dasselbe heißt, was wir unter bergab verstehen. Denn auch beim Rückweg hatten wir durch das ständige Auf und Ab einige Höhenmeter zu bewältigen. Dies wurde besonders in der zweiten Tageshälfte noch durch drei Stunden durchgängiges „mud walking“ erschwert. An keinem der Gipfeltage war Dani am Abend so müde, wie nach diesem anstrengenden Gehen. „Mud walking“ heißt nämlich nicht nur, jedes mal den Fuß wieder aus dem Schlamm heraus zu ziehen und dabei den Gummistiefel nicht darin stecken zu lassen, sondern auch mit voller Konzentration den nächsten Schritt zu setzen und niemals daneben zu steigen, oder man landet im Matsch. So arbeiteten wir uns von einem Tussock Graspolster, hüpfend und mit den Stöcken das Gleichgewicht haltend, zum nächsten weiter. Eine einmalige Erfahrung, aber auf die Dauer auch nerven- und kraftraubend. Somit war das trockene Lager unter dem riesigen Felsvorsprung am Fuße der Mutinda-Towers ein besonderer Genuss. Auch das Abendessen schmeckte hier noch besser als sonst.

Wir beschlossen hier Lager 7 auszulassen und von dort in einer weiteren langen Tagesetappe direkt ins Tal abzusteigen. Die Aussicht auf eine warme Dusche und ein wohlverdientes kühles Bier lies diese sehr lange Strecke wie im Flug vergehen. Wir starteten zeitig und wanderten nochmals bei strahlendem Wetter und super Sicht auf die Berge und ins Tal durch Heathertree-Wälder bis zum wunderschön auf einem Rücken gelegenen Lager 7. Dort konnten wir dann die Gummistiefel endgültig gegen die Bergschuhe tauschen und auch unsere Überhosen und Gamaschen ausziehen. Von hier aus ging es zügig und recht steil bergab durch dichte Bambuswälder, die nur wenige Ausblicke zuließen, weiter über einen Fluss und dann gemütlicher Richtung Nationalparkgrenze. Bei der Mittagsrast im dichten Regenwald wurden wir heute nicht wie üblich mit Sandwich und Ananas, sondern mit hartgekochten Eiern überrascht und zwar gleich mit sieben Stück. Nachdem wir unsere Trekkingtour nun einen Tag früher beendeten, war dies wohl die Ration, die noch für das nächste Frühstück übrig gewesen wäre. Nach der Stärkung waren wir bald beim Nationalparkbüro, wo wir uns noch abmelden mussten, bevor wir die letzten Kilometer zu unserer Unterkunft zurücklegten. Dort angekommen spendierten wir unserer ganzen Mannschaft und uns selbst ein kühles Bier für die erfolgreiche Runde. Als sich unsere Träger und Guides dann verabschiedet hatten, konnten wir die lang ersehnte Dusche in vollen Zügen genießen.

Nach einem Rasttag, den wir zum Wäsche waschen, Lesen und Ausspannen nutzten, ging unsere Reise weiter zum Bwindi Nationalpark, wo wir uns noch ein weiteres Highlight in Uganda anschauen wollten, die berühmten Berggorillas. In den Bergen und Wäldern der Grenzregion Uganda, Rwanda und dem Kongo leben noch ca. 700 Stück dieser vom Aussterben bedrohten Tierart. Davon befindet sich ca. die Hälfte im Bwindi Nationalpark. Pro Tag dürfen max. acht Personen/Gruppe zu den Berggorillas, in deren Nähe man dann für eine Stunde bleiben darf. Es gibt dabei einige Verhaltensregeln zu beachten, um keine Krankheiten zu übertragen oder die Gorillas zu erschrecken. Man muss mindestens 7 Meter entfernt bleiben, darf in deren Nähe nichts essen oder trinken, nicht auf die Toilette und nicht husten und niesen und sollte auf keinen Fall davon laufen. Schon ganz in der Früh beginnen die Fährtensucher ihre tägliche Arbeit an der Stelle, an der sie die Berggorillas das letzte Mal gesehen hatten. Von dort aus versuchen sie, die Spuren zu lesen und den Gorillas zu folgen und sie aufzuspüren. Unsere Gruppe startete dann mit einem Guide um ca. 9:00 am Morgen und folgte den Anweisungen der Fährtensucher, mit denen der Guide per Funk in Kontakt war. So führte unser Weg im weglosen Gelände durch den Dschungel, mit der Machete schlug uns der Guide den Weg frei und wir gingen über Stock und Stein, die Hänge hinauf und hinunter. Die Fährtensucher waren sich anfangs nicht ganz sicher, welcher Spur sie folgen sollten, da es Spuren in zwei unterschiedliche Richtungen gab, und wir mussten abwarten, bis sie den richtigen Track gefunden hatten. Fast eine Stunde saßen wir nun mitten im Wald und warteten. Wir hofften natürlich die Berggorillas zu sehen, doch so sicher schien dies in dem Moment nicht zu sein. Aber wir hatten Glück und die Fährtensucher konnten dann doch noch die richtige Spur entdecken. So eilten wir ihnen entgegen und als wir schon sehr nahe waren, mussten wir Rucksäcke und Stöcke liegen lassen und nur mit Kameras bewaffnet auf Gorilla Suche gehen. Wir drehten uns um und plötzlich kam da schon das erste Tier hinter den Bäumen hervor und bei uns vorbei. Die Berggorillas leben in Gruppen von ca. 20 Tieren zusammen und haben je einen Anführer, den sogenannten Silverback, mit grauen Haaren am Rücken. Der Silverback ist ein männliches Tier mit über 12 Jahren, er ist ca. 1,5 Meter groß und wiegt zwischen 150 und 200 kg. „Unser“ Silverback war ständig in Bewegung und die ganze Gruppe dann hinter ihm her. Als erstes kletterten sie auf die Bäume, wo sie genüsslich die feinsten Blätter speisten und wir sie gut beobachten konnten. Beeindruckend war, wie der Silverback mit einer Geschmeidigkeit, trotz seiner Größe und seinem Gewicht, auf die Bäume kletterte. Als sie wieder weiterzogen, durften wir ihnen folgen, doch hatten wir zwei Gorillas übersehen, die noch auf den Bäumen waren und befanden uns plötzlich mitten in der Gruppe. Nun hieß es Ruhe bewahren, in die Hocke gehen und nicht bewegen. Die zwei Gorillas kamen immer näher und marschierten neugierig an uns vorbei, wobei sie Tom ganz frech anrempelten und dann noch am Rücken schnüffelten, wie denn der wohl riechen würde. Danach konnten wir sie noch beim Fressen von alter Rinde und Ameisen beobachten. Die Kleinen, das jüngste Gorillababy war erst vier Monate alt, musterten uns interessiert mit großen Augen, blieben aber immer in sicherer Entfernung oder überhaupt am Rücken der Mutter, wo sie sich festklammern und dann so umhergetragen werden. Nach einer Stunde mussten wir die Berggorillas wieder verlassen, damit sie ihrem normalen Tagesablauf ungestört folgen konnten und wir wanderten durch den Dschungel zurück. Diese Tiere in der wilden Natur, in deren Lebensraum, ganz aus der Nähe zu beobachten, war ein beeindruckendes Erlebnis. Nach diesem unvergesslichen Tag traten wir die Heimreise an, die uns noch durch sehr schöne Gegenden im Süden Ugandas führte.

Uganda wird uns als ein Land mit anstrengendem, matschigem, aber auch landschaftlich sehr beeindruckendem Trekking in den Rwenzori Mountains, überaus freundlichen Menschen und den gigantischen Berggorillas noch lange in Erinnerung bleiben.